Dialoge

Weniger Blabla, mehr Spannung

Dialoge machen einen Text lebendig und ziehen die Leser unmittelbar in das Geschehen hinein. Die Herausforderung ist, eine Unterhaltung in glaubhaftem Wortlaut wiederzugeben, denn in der gesprochenen Sprache streuen wir reichlich Äh und Öh dazwischen. Beim Schreiben sollte das seltener verwendet werden.

Eine gute Einstiegsübung ist der (von den Darstellern auswendig gelernte) Filmdialog – wie unterscheidet er sich von dem, was im echten Leben passiert? Hör bei Unterhaltungen genau hin und analysiere. Für einen geschriebenen Text gilt es, einen Kompromiss zu finden.

Ein guter Dialog kann eine ganze Szene dominieren, und er ist wesentlich abhängig von den sich unterhaltenden Charakteren sowie vom Thema, um das es geht. Zur Übung hier einige Schreibaufgaben, sie betreffen Menschen ganz unterschiedlicher Art, was schon Spannung erwarten lässt. Zur räumlichen Ausstattung habe ich jeweils den Ort vorgegeben, wo die Unterhaltung stattfindet.

Versetze dich hinein in diese Leute – worum könnte es gehen und was könnten sie einander sagen?

Wartesaal am Bahnhof, der Zug verspätet sich: Ein Rentner auf dem Weg zu seinen entfernt wohnenden Kindern und Enkeln, ein geschiedener Manager mit Burnout auf dem Weg zur Reha-Klinik.

Über den Gartenzaun hinweg: Nachbar Eins wohnt hier seit zwanzig Jahren und mag Gartenzwerge, Nachbar Zwei ist neu eingezogen und bevorzugt einen minimalistischen Stil.

Ein südlicher Urlaubsort, an der Strandbar: Alleinreisende Frau mit Hoffnung auf nette Bekanntschaft, verdeckt arbeitender Detektiv, der jemanden beschattet und eigentlich keine Zeit für irgendetwas anderes hat.

Im Kaufhaus: Kunde auf der Suche nach einem Geschenk für seine Frau, Verkäuferin mit schlechter Laune, die aber trotzdem freundlich sein muss.

Treffen im Café: Die betrogene Ehefrau hat erst jetzt nach zehn Jahren Ehe von der Nebenbuhlerin erfahren, die Nebenbuhlerin selbst weiß seit einigen Tagen von einer weiteren Geliebten.

Büro in der Chefetage: Der Firmenboss möchte jemanden sofort rausschmeißen, die Sekretärin weiß von internen Unregelmäßigkeiten, mit denen der Betreffende ihren Chef erpressen könnte.

Elternsprechtag in der Schule: Mutter mit Freiheitssinn und unkonventionellen Erziehungsmethoden, Klassenlehrer mit strengen Ansichten und niedrigem Toleranzpegel.

Hotelzimmer, ein Telefonat (das ist zwar ein Dialog, aber man hört/liest nur eine Seite): Erwachsener Sohn ruft seine Mutter aus dem Urlaub an und teilt ihr mit, dass er hier seine große Liebe gefunden hat.

Das letzte Beispiel ist eine besondere Herausforderung, da die am Telefon nicht wiedergegebene Rede der Mutter in den Gedanken der Leser logisch ergänzt werden muss.

Weiterführende Aufgabe – nimm zwei oder drei Szenen und füge sie mit entsprechenden Ergänzungen zu einer Kurzgeschichte zusammen. Das kann eine ganz interessante Story werden.