Perlen und Beading
Ein Jahr wie kein anderes zuvor
12.10.2020 – Seit Jahren ist der Besuch der CREATIVA in Dortmund fester Bestandteil meiner Planung im März. Dieses Jahr fiel sie aus. Materialnachschub ist zum Glück auch in Venlo oder übers Internet zu bekommen, und am vergangenen Wochenende hatten wir zumindest hier in der Nähe eine kleine Messe, wo man ein bisschen stöbern konnte.
Doch der Live-Austausch mit anderen Perlerinnen fehlt mir, das gegenseitige Bewundern schöner Schmuckstücke, die Tipps und Tricks, die besonderen Farbspielereien – das echte Leben eben.
Beim müßigen Kramen in meinen Projekttüten fiel mir auf, dass ich echt viele angefangene Stücke habe, die aus den unterschiedlichsten Gründen in eine unbegrenzte Warteschleife geraten sind. Da ich selten komplett nach Anleitung arbeite, fehlt es schon mal an einer zündenden Idee zum Weitermachen, oder eine Perlensorte ist aus, oder ich hatte schlicht keine Lust mehr.
Da muss ich was ändern.
Ich habe also angefangen, meinen Perlenschrank neu zu organisieren. Ja, ein ganzer Schrank. Omis altes Küchenbuffet, perfekter Stauraum für meine mittlerweile recht umfangreiche Materialsammlung. In zwei UFO-Schubladen (UFO = UnFollendetesObjekt) habe ich jetzt meine Projekttüten gepackt und mir vorgenommen, sie nach und nach abzuarbeiten. Der Deal: Für jedes neue Schmuckstück, das ich anfange, muss ich ein altes fertigstellen (und das neue möglichst auch).
Und wunderbarerweise macht mir das Spaß. Einige Tüten habe ich direkt aufgelöst, die Röhrchen und Stränge zum Einsortieren in den Fundus schon mal nach Farben geordnet. Vor Jahren beiseitegelegte Kits habe ich nach vorne geräumt, damit sie endlich aus der Vergessenheit gerettet und bald als Kette oder Ohrringe an mir spazieren geführt werden.
Habe auch festgestellt, dass ich mehr als einmal eine Sorte gekauft habe, die ich schon besaß, das aber vergessen hatte, weil sie in einer Projekttüte feststeckte. Aus den Augen, aus dem Sinn.
Sollte also ab jetzt das Wetter so schlecht werden, dass man nicht mehr gern vor die Tür möchte – ich habe reichlich Beschäftigung. Passend zur neuen Bluse ein Set in Grün und Braun, zu den einsamen Ethno-Ohrringen endlich die passende Kette, und so weiter. An Weihnachten will ich mit dem Christbaumschmuck um die Wette glänzen.
So hoffe ich, dass ich in meinem Perlenschrank ein bisschen Platz und Ordnung schaffen kann. Denn der nächste März kommt, und die CREATIVA hoffentlich auch. Wo soll ich sonst meine Einkäufe unterbringen?
Kleine Perlchen, große Freude
Wie alles anfing …
Kaputtes wird in meiner Familie nicht sofort weggeworfen, sondern wir schauen erst mal, ob es sich reparieren oder anderweitig verwenden lässt. Das gilt ganz besonders, wenn es einen gewissen Wert hat, sei es vom Material her oder von der ideellen Seite. So auch Schmuck – ob zerrissene Kette oder Armband ohne Verschluss, das ist noch lange kein Grund für den Mülleimer.
Ich fing irgendwann an, Schmucksachen zu reparieren oder aus drei kaputten bzw. ausrangierten Ketten eine neue zu fädeln, anfangs noch in sehr simpler Weise. Dann entdeckte ich „Beading“, das Herstellen komplexer Schmuckformen komplett aus Perlen in verschiedenen Größen und Formen. Eine ganz neue Welt tat sich auf.
Meine Stücke wurden komplizierter, ich traute mich auch an die schwierigeren Anleitungen ran, und inzwischen trage ich so gut wie keinen fertig gekauften Schmuck mehr. Nach wie vor werden gern alte Sachen recycelt, und ich habe immer ein Armband oder einen Anhänger auf Vorrat, wenn ich für jemanden ein Geschenk brauche.
Das Arbeiten mit Perlen empfinde ich als sehr entspannend, abgesehen davon mag ich schönen Schmuck. Du auch? Dann versuche es doch einmal. Unter deinen Händen entsteht ein buntes Kunstwerk, du kannst passend zu den Farben deines Kleiderschrankinhaltes fädeln, und es ist immer ein Einzelstück.
Es gibt mehrere Fachzeitschriften (Bahnhofsbuchhandel), eine Unmenge an Büchern, Fachgeschäfte, Internetshops und sogar Messen. Vielleicht hast du einen Perlenladen in deiner Nähe, der Kurse anbietet. Es ist einfacher, die Grundtechniken unter Anleitung zu lernen, außerdem ist die Gesellschaft der anderen Perlerinnen eine Bereicherung.
An dieser Stelle eine kleine Warnung: Das Perlen kann süchtig machen. Nach dem ersten gelungenen Schmuckstück und den damit verbundenen Komplimenten will man immer noch mehr.
Andererseits ist das nichts, was dich abschrecken sollte. Durchforste also deine Kästchen und Schubladen nach einem defekten Teil und fang an. Und bei der nächsten Gelegenheit schmücke dich damit.
Die nachfolgenden Stücke sind von mir gefädelt und von Ingo Schäfer fotografiert.